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In Sicherheitsausrüstung und voller Montur steht Michael Volkmer am Boden des zur Inspektion angeordneten Windrades. 150 Meter geht es jetzt in die Höhe, wesentlich unentspannter als ein Besuch in einer unserer Immobilien. Für Volkmer ist diese Inspektion jedoch Routine, denn er ist Asset-Manager bei der Commerz Real und erklettert etwa 15 Mal pro Jahr die nachhaltigen Energieriesen.
Asset-Management findet bei der Commerz Real nicht nur am Schreibtisch statt. Michael Volkmer begutachtet bei gravierenden Störungen die Lage in den Windkraftanlagen. Wenn es im Zuge von Situationen zu Diskussionen in Haftungsfragen kommt, Gutachterbeurteilungen nicht eindeutig ausfallen oder der Hersteller seiner Gewährleistungspflicht nicht nachkommt, schafft sich Volkmer sein eigenes Bild. Ein Job, welcher nicht jedem Menschen taugt. Höhenangst oder Klaustrophobie sind hier fehl am Platz.
"Die Begehung einer Windkraftgondel durch unsere Asset-Manager wird dann notwendig, wenn es im Zuge von Störsituationen zu Diskussionen in Haftungsfragen kommt, Gutachterbeurteilungen nicht eindeutig ausfallen oder der Hersteller seiner Gewährleistungspflicht nicht nachkommt."
Die Herausforderungen beginnen allerdings schon am Boden. Um die Gondel zu erreichen, sind zunächst bis zu 150 Höhenmeter zu überwinden. Dazu gibt es in der Regel eine enge Aluminiumbox, die sich als eine Art Aufzug die endlose Leiter im Inneren des Turms hinaufzieht. „Der Elektromotor fällt auch manchmal aus, dann bleibt einem nichts anderes als die Leiter übrig“, berichtet Volkmer. Ausgestattet ist er dabei mit einer vollständigen Personalschutzausrüstung, Helm, Sicherheitsschuhen und Ohrenschützern gegen den Lärm oben in der Gondel – Ausrüstung, die alles in allem fast 30 Kilogramm wiegt.
Um überhaupt die Anlagen besteigen zu dürfen, muss sich Volkmer jährlich einer Gesundheits- und Höhentauglichkeitsprüfung unterziehen. Hinzu kommen Lehrgänge zur Höhenrettung – im Falle eines Unfalls kommt schließlich keine Bergwacht mit dem Hubschrauber. Man muss dort oben in der Lage sein, sich selbst beziehungsweise seinen Begleiter im Ernstfall sicher wieder nach unten zu bringen. In der Regel dürfen lediglich zwei Leute gleichzeitig den Turm besteigen.
Der Aufzug endet etwa zehn Meter unterhalb der Gondel, die letzten Meter müssen zur Begehung selbst erklommen werden. Dabei hängt es von der Konstruktion ab, ob die Nabe von unten, über einen Außenzugang oder durch eine Dachluke betreten wird. In der Gondel selbst herrscht große Enge und je nach Windverhältnissen ist es auch sehr laut. „Dabei darf man nicht vergessen, dass man sich in einem kleinen Kraftwerk befindet“, sagt Michael Volkmer. „Da muss man schon darauf achten, dass man nicht versehentlich die falsche Stelle berührt – oder sogar an den Notschalter kommt.“ Und man sollte auch darauf achten, wohin man tritt: „Die Außenhaut ist an manchen Stellen nur wenige Zentimeter stark.“
Michael Volkmer ist kein Mechaniker. Seine Aufgabe besteht nicht darin, selbst Hand anzulegen und technische Probleme vor Ort zu lösen. Er muss die Ursachen von Störungen erkennen und verstehen – und mit diesem Wissen die Interessen der Investoren gegenüber den Vertragspartnern vertreten. Würde es dazu nicht genügen, sich auf Einschätzungen und Fotos von Wartungsmonteuren oder Gutachtern zu verlassen? „Nein“, antwortet Volkmer, „nur wenn ich mir selbst ein realistisches Bild von der Lage mache, kann ich andere von unserer Position überzeugen.“