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Institutionals Grünes Licht für zukunftsfähige Sachwerte

12.04.2022 3 Minuten Lesezeit

Real Assets im Wandel?

Dr. Nicole Arnold ist neues Mitglied im Vorstand der Commerz Real. Im Interview berichtet sie, was für Herausforderungen der Markt für Sachwerte bereithält und welche Chancen daraus entstehen können – sowohl für Anleger:innen als auch für die gesamte Gesellschaft. 

Frau Dr. Arnold, Sie sind seit Anfang des Jahres Mitglied des Vorstands der Commerz Real. Was genau sind Ihre Aufgabenbereiche – und wo möchten Sie in Ihrer neuen Position Schwerpunkte setzen?

Zu meinen Aufgaben als Vorstandsmitglied gehören unter anderem Institutional Sales and Group Treasury, Product Management Institutional Clients, Green Deal Infrastructure Investments, Retail Distribution und CFB-Fonds. Einen großen Teil meiner Zeit widme ich dabei dem institutionellen Geschäft

In diesem Bereich möchten mein Team und ich die Commerz Real unterstützen und aktiv voranbringen. Dank langjähriger Erfahrung in der Strukturierung von Spezialfonds und Individualmandaten und einem langjährigen Track Record für die Sachwerte Immobilien und nachhaltige Infrastruktur bringen wir dafür auch die nötige Expertise mit. 

Langfristig möchte ich mich darauf konzentrieren, visionäre und zukunftsorientierte Konzepte für institutionelle Investments zu entwickeln – nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. 

Was heißt das für unsere institutionellen Investor:innen? Warten auf sie bald neue Konzepte und Produkte?

Tatsächlich ergeben sich für unsere Kund:innen schon bald neue Anlagemöglichkeiten im Produktbereich Institutional Investments – sowohl mit Blick auf Immobilien als auch Erneuerbare Energien. Ein Beispiel ist die Entwicklung zweier dänischer Solarparks, in die professionelle und semi-professionelle Anleger:innen bald investieren können. Sie profitieren dabei von Renditechancen und leisten einen wirkungsvollen Beitrag für unsere Umwelt. 

Darüber hinaus möchten wir unsere beiden Know-how-Gebiete Erneuerbare Energien und Immobilien künftig in einem gemeinsamen Ökosystem zusammenführen. So wäre es uns möglich, unsere Mieter:innen mit günstiger grüner Energie zu versorgen. 

Im Bereich Immobilien sorgt vor allem die erforderliche energetische Sanierung für neue Impulse. Bei mehr als 75 % der energetisch ineffizienten Immobilien in Europa werden solche Sanierungen in den nächsten Jahren unumgänglich sein. 

Mit unseren Konzepten „Manage to Green“ bzw. „Manage to ESG“ gehen wir diese Herausforderung in unserem eigenen Portfolio schon jetzt erfolgreich an und nutzen dafür klimafreundliche Ressourcen und moderne Technologien. Damit stärken wir nicht nur unsere wirtschaftliche Position, sondern übernehmen auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung und sorgen für positive Veränderungen in unserem Marktumfeld. 

Nach jahrelangem Niedrigzins hat sich das Investmentumfeld nun stark verändert. Wie schaffen es Real Assets, für institutionelle Anleger:innen weiterhin interessant zu bleiben?

Mit der Inflation hat sich eine neue treibende Kraft am Markt etabliert. Ein großer Vorteil von Real Assets, also von Sachwerten, besteht jedoch darin, dass sie trotz Wertverlust inflationsgeschützte Erträge erwirtschaften. 

Vor allem Immobilienfonds haben sich im derzeitigen Marktumfeld bewiesen: Während das Nettomittelaufkommen für offene Spezialfonds in den letzten zwei Jahren von 131 auf 62 Milliarden Euro sank, blieb der Anteil von Immobilienfonds (knapp 13 Milliarden Euro) fast gleich. 

Sachwerte bewähren sich also in unterschiedlichen Marktsituationen: Sie können in Rezessionsphasen ein stückweit gegen Verluste absichern, in Wachstumsphasen hingegen profitieren sie von Wertsteigerungen. Sachwerte im Bereich Erneuerbare Energien gewinnen vor allem auch durch die sinkende Nachfrage nach fossilen Energien an Stabilität.

Welche Anlagestrategien werden sich jetzt besonders bewähren? Und worauf sollten institutionelle Anleger:innen bei Sachwertinvestments besonders achten?

Aktiv verwaltete Sachwertinvestments sind und bleiben auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil eines diversifizierten institutionellen Portfolios. Dabei kommt es jedoch darauf an, dass Vermögensverwalter aktuelle Themen wie Zinsen, Inflation und höhere Energiepreise in ihrem Managementkonzept berücksichtigen. Wer sich solchen Herausforderungen annimmt und darin auch die Chancen erkennt, wird sich für Anleger:innen auch langfristig bewähren. 

Darüber hinaus spielt bei Sachwerten auch die Einbindung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governmental) eine zentrale Rolle: Einer aktuellen Studie zufolge haben sich mittlerweile 57 % der Investor:innen dazu verpflichtet, nicht mehr in Non-ESG-Fonds zu investieren. Das betrifft sowohl Neuanlagen als auch bestehende Portfolios, die zunehmend energetisch ausgerichtet werden. 

ESG-Anlagen sind damit der Wachstumsmotor der Zukunft – und sorgen am Finanzmarkt für einen echten Paradigmenwechsel.