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Zwei außergewöhnliche Faktoren bestimmen derzeit die Entwicklung der Wirtschaft sowie der Immobilienmärkte Großbritanniens: die Corona-Pandemie sowie der zum Jahreswechsel erfolgte Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union.
Von der COVID-19-Pandemie ist das extrem dicht besiedelte London stärker betroffen als andere Landesteile. Die globale Metropole zählt fünf internationale Flughäfen, an denen der Reiseverkehr weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Der öffentliche Nahverkehr, vor allem die „Tube“, ist das Rückgrat des innerstädtischen Verkehrs – und stellt natürlich eine Infektionsgefahr dar. Seien es die eng bebaute City oder die Hochhäuser an der Canary Wharf: Viele Büroflächen sind in London derzeit nicht wie gewohnt nutzbar. Die Auswirkungen an den Büroimmobilienmärkten sind dennoch überschaubar und nach unserer Erwartung überwiegend vorübergehender Natur. Eine Besonderheit des britischen Büromarktes sind relativ lange Mietvertragslaufzeiten, die kurzfristige Panikreaktionen verhindern.
Gleichwohl stieg der Leerstand nach Angaben von JLL im vergangenen Jahr um 0,8 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent, die Spitzenmieten – hier ist London europäischer Spitzenreiter – gingen leicht zurück.1 Was davon auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Vereinzelt versuchen interessierte Mieter derzeit, deutlich günstigere Vertragskonditionen als vor Ausbruch der Pandemie auszuhandeln, jedoch nicht immer mit Erfolg. Grundsätzlich gilt, dass sich hochwertige und moderne Premium-Büroflächen auch in der Corona-Krise als stabilere Assets erweisen.
Insgesamt ist der Dienstleistungssektor in London diversifiziert aufgestellt. Nicht alle Branchen sind von Corona deutlich negativ betroffen. Beispielsweise hat sich London nicht nur als globaler Finanzplatz, sondern auch als international bedeutender IT- und Tech-Hub etabliert. Deshalb lassen sich auch keine flächendeckenden Ausfälle von Mieteinnahmen oder sehr viele Anfragen nach Mietnachlässen oder Stundungen feststellen.
In Einzelfällen kann es aber – wie in Deutschland auch – notwendig und ratsam sein, das offene Gespräch mit betroffenen Unternehmen zu suchen und bei ansonsten nachhaltig funktionierenden Geschäftsmodellen eine für beide Seiten tragfähige Lösung zu finden, um somit letztlich drohenden Leerstand zu vermeiden. Hierbei sind genaue Kenntnis der Geschäftsmodelle sowie ein Vertrauensverhältnis notwendig, das sich langfristig nur durch räumliche Präsenz vor Ort aufbauen lässt. Nach derzeitigem Stand der Dinge ist jedoch zu erwarten, dass Großbritannien die Pandemie schneller überwunden haben wird als die meisten anderen Länder Europas, da das Impfprogramm schneller vorankommt.
Von nachhaltigerer Bedeutung für den Bürostandort London könnte der Brexit werden. Noch immer lassen sich die langfristigen Auswirkungen nicht final abschätzen. Viel wird von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Jahren abhängen, und da ist der Brexit nur einer von mehreren Faktoren. Hinzu kommt die Rolle Londons als einer der wichtigsten globalen Finanzplätze. Bei manchen Funktionen ist ein Teil des Geschäfts bereits an kontinentaleuropäische Finanzplätze wie Paris, Amsterdam oder Frankfurt abgewandert, beispielsweise im Aktienhandel oder im Euro-Clearing. Dennoch wird London eines der weltweit wichtigsten Finanzzentren bleiben. So hat im Mitte März (17.3.) aktualisierten und viel beachteten Global Financial Centres Index des Thinktanks Z/Yen London seinen zweiten Platz hinter New York trotz Brexit verteidigt1:
Spürbare Folgen könnte der in den vergangenen Monaten zu beobachtende Fortzug von EU-Ausländern haben, falls sich dieser Trend als nachhaltig erweist. Corona, Rezession und Brexit sind die Ursachen. Mehrere Hunderttausend Menschen haben die Insel inzwischen verlassen, mit Konsequenzen für die Wirtschaft und für die Immobiliennachfrage. Langfristig wird sich nach unserer Überzeugung die Attraktivität Londons und Großbritanniens zum Leben und Arbeiten wieder durchsetzen.