Commerz Real AG

Friedrichstraße 25
65185 Wiesbaden

Tel.: +49 611 7105-0

Fax: +49 611 7105-5410


SocialMedia

Suche

SocialMedia

Commerz Real AG

Friedrichstraße 25
65185 Wiesbaden

Tel.: +49 611 7105-0

Fax: +49 611 7105-5410


SocialMedia

Suche

SocialMedia

01.02.2021 | Produkte

Leasing als nachhaltiges Zukunftsmodell

Der Artikel in Originalfassung ("Nachhaltigkeit bei Mobilienleasing" von Dr. Christoph Halstick, Leiter Mobilienleasing) ist erschienen in: Finanzierung Leasing Factoring vom Januar 2021. Der hier aufgeführte Artikel ist eine gekürzte Version. 

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in der Finanzwirtschaft immer mehr an Bedeutung und wird zu einer zentralen Säule. Dabei umfasst Nachhaltigkeit das gesamte Spektrum: Umwelt und Klima, Gesellschaft sowie Unternehmensführung (Environment, Social, Governance – ESG). Was bedeutet das konkret für die Leasingbranche? Wie können Leasinganbieter ihre Kunden in der Verfolgung der Nachhaltigkeitsziele unterstützen?

Leasinggesellschaften sind ein bedeutender Teil der Finanzwirtschaft. Seit Jahren liegt die Leasingquote in Deutschland, gemessen am gesamten Investitionsaufkommen, bei rund einem Viertel – mit steigender Tendenz. Nicht ohne Grund, denn gerade Unternehmen bietet dieses Modell viele Vorteile, die speziell auf die Nachhaltigkeit einzahlen. So verkörpert Leasing die Idee der Kreislaufwirtschaft: Anders als beim Direktkauf – mit zumeist starrer Finanzierungsstruktur und Laufzeit – erlaubt Leasing den Unternehmen wegen der Möglichkeit zur Rückgabe oder zum Austausch, ihre Assets in Intervallen durch moderne, emissionsärmere und effizientere Anlagen zu ersetzen und damit unter Umwelt- und Klimaaspekten stets führend zu sein. Gleichzeitig werden die ausgetauschten Güter von den Leasinggebern wieder in den Wirtschaftskreislauf eingebracht, um sie entweder zu recyclen oder ihre Lebensdauer ressourcenschonend durch eine sinnvolle Weiterverwendung zu verlängern. Die Leasingunternehmen beschäftigen sich somit sehr umfassend mit den technischen Spezifikationen der verleasten Objekte, vor allem in Bezug auf deren Be- und Verwertbarkeit. Dies gehört zu ihrer Kernkompetenz oder anders gesagt: Nachhaltigkeit – insbesondere im technologischen Kontext – ist für das Leasinggeschäft geradezu systemimmanent.

Vielfältiges Leasingangebot

Der Markt kennzeichnet sich durch unterschiedliche Leasinganbieter. Worin unterscheiden sich diese? Bei den herstellergebundenen Leasingfirmen, beispielsweise denjenigen der Autohersteller, basiert das Leasingangebot auf dem betreffenden Produkt-Asset des sogenannten Vendors. Aus Herstellersicht dient das Leasingangebot in erster Linie der Absatzsteigerung, auf Kundenseite besteht überwiegend die Erwartung eines einfachen und günstigen Angebotes. Das muss aber keineswegs bedeuten, dass diese Gesellschaften weniger nachhaltig sind. Nicht zuletzt leiten sich Nachhaltigkeit und ESG-Konformität hier aus der Konzern-Policy des jeweiligen Produzenten ab, wodurch Nachhaltigkeitsimpulse sogar verstärkt werden können, je nach Wettbewerbs- und Innovationsgrad in der Branche. Dies färbt unmittelbar (positiv) auf die Finanzierungspartner und deren Produktangebot ab.

Für herstellerunabhängige Leasinggesellschaften steht dagegen nicht die Absatzförderung des Leasinggutes im Vordergrund, sondern der Wunsch des Leasingnehmers nach einer passenden Finanzierungslösung. Aber welche Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeit hat eine objektneutrale Leasinggesellschaft auf die für die Nachhaltigkeitsbewertung maßgebliche Asset-Seite ihrer Kunden tatsächlich? Keine Leasinggesellschaft sollte dezidiert in den Geschäftsbetrieb und die Einzelinvestition ihrer Kunden hineinreden. Dennoch stehen den Leasingunternehmen einige Stellhebel zur Verfügung, auf messbar nachhaltige Investitionen ihrer Leasingkunden hinzuwirken. Nicht zuletzt sitzen Leasingnehmer und -geber in einem Boot und sollten die gleichen Interessen verfolgen.

So verkörpert Leasing die Idee der Kreislaufwirtschaft: Anders als beim Direktkauf – mit zumeist starrer Finanzierungsstruktur und Laufzeit – erlaubt Leasing den Unternehmen wegen der Möglichkeit zur Rückgabe oder zum Austausch, ihre Assets in Intervallen durch moderne, emissionsärmere und effizientere Anlagen zu ersetzen und damit unter Umwelt- und Klimaaspekten stets führend zu sein.


Nachhaltige Gestaltungschancen

Zentrales Steuerungsinstrument für mehr Nachhaltigkeit sind die Konditionen. Im Leasing heißt das konkret: Restwertgestaltung, Objektbewertung, Laufzeit, Bepreisung. Unmittelbar wirksam ist die Restwerthöhe und die dafür zwingend erforderliche Bewertung der Zukunftsfähigkeit eines Assets sowie seiner Technologie auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Niedrigere Restwerte und auch kürzere Laufzeiten führen bei den Leasingnehmern zu höheren Liquiditätsbelastungen. Die Leasinggesellschaft steuert diese Parameter jedoch auch und vor allem im eigenen Risikointeresse und verhandelt hierüber auf Augenhöhe mit ihren Kunden. Geht es also um Nachhaltigkeit rücken gerade die herstellerfreien Leasinggeber näher an die eigentliche Investitionsentscheidung ihrer Kunden heran und können eine Lösung besonders glaubhaft mitgestalten, indem sie bewusst marken- und produktneutral beraten.

Leasinggeber verfügen über weitere Instrumente, um ihr Portfolio auf Nachhaltigkeit auszurichten. Beim Neugeschäft kann eine aktive Vertriebsausrichtung – beispielsweise auf Unternehmen aus dem Erneuerbare-Energien-Bereich oder auf Betriebe, die selbst Photovoltaik einsetzen – das Gesamtportfolio langfristig umsteuern. Weiterhin kann der Leasingkunde über ein Bonus-/Malus-System zu klimaschonenden Investitionen animiert werden oder die Leasinggesellschaft bietet originär klimaneutrale Produkte an, mittels derer etwa der CO2-Verbrauch des einzelnen Leasingobjektes auf Betreiben des Leasinggebers etwa über entsprechende Zertifikate kompensiert wird. Im Bestandsgeschäft kann es zielführend sein, den Kunden Angebote zur vorzeitigen Ablösung von ESG-ungünstigen Verträgen zu machen oder diese zu ersetzen. Letztlich profitieren davon beide Seiten.

Zu den wichtigsten ESG-Anforderungen für mobile Güter zählen aktuell der CO2-Ausstoß und die Energieeffizienz. Die Marktstandards dafür setzen zuvorderst die investierenden Unternehmen, Produzenten und Zulieferer. Jedes Leasingunternehmen tut gut daran, dem zu folgen, wenn es nicht eine Schieflage im Portfolio bekommen will. Über das Asset reichen sich somit Leasinganbieter und ihre Kunden die Hände und beeinflussen unmittelbar das Nachhaltigkeitsgeschehen im Markt. In der Durchsetzung von Nachhaltigkeitskriterien ist Leasing somit dem klassischen Fremdkapital, wie dem Bankdarlehen, bei weitem überlegen, nicht zuletzt da Restwerte im Kreditkontext insoweit kaum einen Gestaltungseinfluss geben.

In der Durchsetzung von Nachhaltigkeitskriterien ist Leasing somit dem klassischen Fremdkapital, wie dem Bankdarlehen, bei weitem überlegen, nicht zuletzt da Restwerte im Kreditkontext insoweit kaum einen Gestaltungseinfluss geben.


Herausforderung Risikomessung

Aus finanzregulatorischer Sicht stellt das Thema Nachhaltigkeit für Finanzinstitute nichts anderes als ein Risiko dar. Nachhaltigkeitsrisiken sind daher im Rahmen der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) systematisch zu berücksichtigen. Ein nachweislich wirksames Risikomanagement, das auch Nachhaltigkeitsrisiken mit einschließt, hat wiederum positive Auswirkungen auf Ratings und die Bonität von Leasinggesellschaften, was sich günstig auf die Refinanzierungskosten auswirkt. Gerade in Zeiten enger Zinsmargen kann dies einen nennenswerten Vorteil bedeuten, der sich unmittelbar in den Leasingkonditionen widerspiegelt.

Die Nachhaltigkeitsanalyse umfasst in Leasinggesellschaften primär die Objektseite, nachgelagert auch die Kundenseite. Die Beherrschung von Objektrisiken ist für das Leasinggeschäft – wie eingangs geschildert – systemimmanent und spiegelt sich konkret in den Restwertprognosen wider. Dabei ist darauf zu achten, dass Nachhaltigkeitsaspekte adäquat und nicht etwa mehrfach negativ oder positiv eingerechnet werden. Am Ende muss jede Leasinggesellschaft die für sich richtige Balance finden zwischen den eigenen Nachhaltigkeitsambitionen sowie der Wahrung der von Markt und Wettbewerb abhängigen Geschäftschancen.

Der Schlüssel für jede Nachhaltigkeitsanalyse ist die Messbarkeit der betreffenden ESG-Merkmale im Leasingportfolio oder im Einzelgeschäft. Ohne Standards oder Scorings bedeutet dies einen erheblichen Datenbeschaffungsaufwand. Das gilt umso mehr für herstellerungebundene Anbieter mit ihren breitgefächerten Asset-Beständen und hohen Stückzahlen im Mengengeschäft. Gemäß Aufsicht genügt derzeit zur Erfüllung der ESG-Anforderungen die Analyse des Gesamtexposures mit Identifizierbarkeit nach Assetklassen und Branchen. Auf Dauer wird dies nicht reichen, daher ist die Leasingbranche gut beraten, gemeinsam mit den OEM, Lieferanten und Regulatoren einheitliche und technisch fundierte ESG-Standards für mobile Assets zu entwickeln, die es den Leasinggesellschaften erlauben, jederzeit verlässlich und einfach nicht nur Auskunft über ihr Portfolio zu geben, sondern dieses auch aktiv in Richtung Nachhaltigkeit zu steuern.

Wandel aktiv gestalten

Die Leasingbranche ist durch ihr systemimmanent verankertes Objektmanagement ein wesentlicher Treiber für die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Einerseits liefert Leasing einen wichtigen Beitrag zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. Andererseits setzt die auf der Asset-Seite gegebene Interessenidentität von Leasinggeber und -nehmer bereits heute starke Impulse in Richtung Nachhaltigkeit. Für die zumeist mittelständisch geprägte Leasingwirtschaft stellt das umfassende Managen von Nachhaltigkeitsrisiken sicherlich eine Herausforderung dar – eine völlige Vernachlässigung dieses Themas ist erkennbar aber keine verantwortbare Option.

Leasing steht im Wettbewerb zu anderen Finanzdienstleistungen. Eine effektive Nachhaltigkeitsregulierung muss deshalb mit Augenmaß und im Einklang zu Vorgaben an die anderen Akteure erfolgen. Wobei speziell für bankgebundene Leasingunternehmen regelmäßig das anspruchsvolle Compliance- und Nachhaltigkeitsregime ihrer Mütter gilt.

Sofern die Branche also die Beachtung der ESG-Konformität als Notwendigkeit im Risikomanagement und als Beitrag zur eigenen positiven Marktpositionierung ansieht, dann sollte es eigentlich keinen Wettbewerb um eine möglichst niedrige Governance auf diesem Gebiet geben. Auch beim Blick auf die Gesamtwirtschaft zeigt sich: Nachhaltigkeit ist inzwischen nicht mehr nur Pflicht, sondern zählt bereits zur Kür.

Kommentare