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23.08.2019 | Insight

Investieren in Zeiten des Konjunktivs

Der aktuelle Konjunkturzyklus geht bald in sein zehntes Jahr. Im historischen Vergleich ist das ungewöhnlich. Auch die jüngst erlebten kleinen Dämpfer deuten eher auf eine schwächere Dynamik hin als auf eine Trendumkehr. In Deutschland beispielsweise hat die Volkswirtschaft in weiten Teilen – insbesondere des Arbeitsmarkts – die Kapazitätsgrenze erreicht. Es liegt in der Natur der Sache, dass niemand weiß, wann und aus welchem Anlass dieser Zyklus endet.

Doch der Grad an Verunsicherung und die Bandbreite der Szenarien, auf die Investoren derzeit achten müssen, sind schon außergewöhnlich groß. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Politik auf einigen Feldern sehr viel Aktionismus zeigt, auf anderen aber Probleme nicht konsequent genug angeht. Investoren müssen sich auf Zeiten des Konjunktivs einstellen. Beispiele für einige der großen Fragezeichen derzeit sind etwa:

  1. Der Brexit. Die Tatsache, dass die Briten nun doch zur Wahlurne gebeten wurden und an den Wahlen zum Europäischen Parlament teilgenommen haben, ist grotesk. Die Modalitäten des EU-Austritts – ja sogar der Austritt selbst – sind drei Jahre nach dem Referendum genauso fraglich, wie ein Tag nach dem Referendum. Es ist unzweifelhaft, dass das Vereinigte Königreich auch nach einem EU-Austritt ein stabiler Rechtsraum bleibt. Dennoch wäre es für Investoren selbstverständlich nicht unwichtig, endlich zu erfahren, wie das Zusammenleben und die wirtschaftlichen Spielregeln zwischen Großbritannien und der EU künftig ausgestaltet sein werden.
  2. Führen die USA Sonderzölle für europäische Pkw ein oder nicht? Mitte Mai hat US-Präsident Donald Trump seine Entscheidung diesbezüglich um ein halbes Jahr vertagt. Mit den Zöllen würde die US-Regierung in erster Linie den Verbrauchern im eigenen Land schaden. Doch auch für die hiesigen Autohersteller wäre die Einführung der Sonderzölle eine erhebliche Belastung. Die Diskussion darüber hängt wie ein Damoklesschwert über einer Schlüsselindustrie der deutschen Volkswirtschaft.
  3. Die Zinserhöhungen der Fed haben in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres eine Achillesferse vieler Schwellenländer aufgezeigt: ihre hohe Verschuldung, insbesondere in der US-Währung. Denn mit steigenden Zinsen wird die Kapitalanlage im Dollarraum attraktiver. Das führte und führt auch weiterhin zu Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern, deren Währungen an Wert verlieren. Manche Währungen, beispielsweise die Türkische Lira, haben zuletzt massiv an Wert verloren. Die Folge ist, dass in US-Dollar aufgenommene Schulden in Landeswährung umgerechnet zunehmen und damit auch die Schuldentilgung für den Kreditnehmer schmerzhaft ansteigt. Zudem müssen die Schuldner in den betroffenen Ländern selbst höhere Zinsen zur weiteren Fremdkapitalaufnahme bieten. Die (wirtschafts-)politische Entwicklung in manchen Schwellenländern trägt nicht unbedingt zum Vertrauen bei.
  4. Südeuropa. Einige Länder wie Spanien oder Portugal haben seit dem Höhepunkt der Krise sehr große Fortschritte gemacht bei der Sanierung ihrer öffentlichen Haushalte und der Belebung ihrer Volkswirtschaft. Bei anderen jedoch gleicht die hohe Staatsverschuldung in Kombination mit unsicheren politischen Verhältnissen und einer Verweigerung dringend benötigter Strukturreformen einem Pulverfass für die gesamte Eurozone. Hier steht insbesondere Italien im Scheinwerferlicht.

Keine Kompromisse bei der Qualität eingehen

Die Liste ließe sich noch deutlich verlängern. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Konjunktive, die nicht oder nur sehr schleppend in Indikative umgewandelt werden, man denke beispielsweise an die Reform der Grundsteuer, die nun endlich beschlossen wurde. Welchen Niederschlag wird die unselige und populistische Enteignungsdiskussion für die Immobilienbranche haben? Wie sollten sich Immobilieninvestoren in Zeiten des Konjunktivs verhalten – zumal bei hohen Einstiegspreisen und historisch niedrigen Renditeniveaus?

Meine Empfehlung ist: Es sollten keine Kompromisse in puncto Qualität eingegangen werden. Ein Investment in allzu gewagte Projektentwicklungen, an exotischen Standorten oder mit sehr hohen Fremdkapitalquoten kann sich schnell als Fehler erweisen – zum Beispiel wenn die lokale Währung in Turbulenzen gerät, die Fremdkapitalkosten steigen oder die konjunkturelle Entwicklung – die Älteren erinnern sich sicherlich daran, dass eine Wirtschaft auch schrumpfen kann – zu höheren Leerständen führt. Investitionen in erstklassige Objekte in europäischen Metropolen, die auch die Bedürfnisse der kommenden Mietergeneration bedienen, mit einer langen Haltedauer sind am ehesten immun gegen die Melange aus Unwägbarkeiten, die uns derzeit umgibt – ganz unabhängig davon, ob man nun ein baldiges Ende des Zyklus erwartet oder nicht.

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