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29.04.2020 | Insight

Höhepunkt ,,wohl bereits gesehen‘‘

Unser Leiter Mobilienleasing, Christoph Halstrick, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Von Thomas List, Frankfurt
Artikel erschienen in: Börsen-Zeitung, Ausgabe 80 vom 25.04.2020

Die Auswirkungen der Corona­krise auf die deutschen Leasinggesellschaften sind bisher gering. Die Zahl der Kunden, die sich bei der Commerz Real um Erleichterungen wie eine Stundung der Leasingraten bemüht haben, liegt im unteren einstelligen Be­reich. Dies dürfte für die gesamte Branche gelten. Die zu erwartenden steigenden Insolvenzzahlen dürften die Gesellschaften aber gleichwohl treffen.

Etwa 3 % der Bestandskunden haben die Commerz Real Mobilienleasing wegen der Corona-Pandemie auf Ratenstundungen und Umschuldungen, vereinzelt auch wegen Rücktritten von Verträgen angesprochen. ,,Da haben wir den Höhepunkt aus heutiger Sicht wohl bereits gesehen‘‘, ist die EinschÌtzung von Christoph Halstrick, Leiter Mobilienleasing der Commerz Real, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Anfragen kamen zuerst vor allem von Messedienstleistern und Hotels, dann auch von Zulieferern. Halstrick geht in Übereinstimmung mit dem Leasingverband BDL davon aus, dass die Erfahrungen seines Hauses sich auch auf die meisten anderen Leasinggesellschaften in Deutschland übertragen lassen.

Kunden Zeit verschaffen

Bisher hat die Mobilienleasing­gesellschaft des Commerzbank-Konzerns etwa in der Hälfte der Anfragen entschieden, „im Einklang mit der Commerzbank als unserem wesentlichen Refinanzierungspartner“, wie Halstrick betonte. „Wir sind ja keine Bank und können dem Kunden deshalb über die Stundung letztlich nur Zeit verschaffen.“ Seine Gesellschaft biete bis zu einem halben Jahr Aufschub an, Wettbewerber würden da sehr viel weniger anbieten. „Wir weisen den Kunden aber schon darauf hin, dass er bis zum Ende der Stundungsfrist sein Geschäft wieder ins Laufen gebracht haben muss.“ Das bedeute insbesondere, über eine solide Liquidität zu verfügen.

Halstrick geht wie viele Marktbeobachter davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte die Zahl der In­solvenzen steigen wird. „Das wird sowohl die Commerzbank als auch uns treffen.“ Bei der Risikovorsorge, die in den vergangenen Jahren häufig nicht ausgenutzt und 2020 auf Vorjahreshöhe belassen wurde, sei eine Aufstockung derzeit nicht geplant. Konkrete Zahlen zur Risikovorsorge veröffentlicht die Commerz Real nicht.

Dämpfung des Neugeschäfts

Halstrick erwartet für 2020 auch eine Dämpfung des Neugeschäfts, das mit 1,3 Mrd. Euro geplant war. „Für eine genaue Prognose ist es wahrscheinlich noch zu früh.“ Intern seien aber Szenarien entwickelt worden, in welchen Sektoren und Branchen eher längerfristige Folgen von Corona spürbar sein werden und wo es wieder schneller aufwärtsgehen kann, das erwarte auch die Aufsicht. „Wir werden aber auf jeden Fall profitabel bleiben“, ist sich Halstrick sicher. Im Vorjahr ist bei der Commerz Real Mobilienleasing GmbH zwar das Neugeschäftsvolumen im Vergleich zum Boomjahr 2018 zu­rückgegangen. "Unsere Erträge haben wir aber spürbar ausbauen können, weil wir die Profitabilität unserer Verträge verbessert haben." Genaue Ertragszahlen werden nicht veröffentlicht.

Unsere Erträge haben wir aber spürbar ausbauen können, weil wir die Profitabilität unserer Verträge verbessert haben.


Christoph Halstrick

Für die deutsche Leasingbranche erwartet er infolge der Coronakrise eine verschärfte Konsolidierung, da gerade kleinere Marktteilnehmer die Probleme ihrer Kunden ebenfalls hart treffen können. Die ganze Branche kämpfe sowieso schon mit den ständig steigenden Regulierungsanforderungen. Nach der Krise sieht Halstrick IT-Ausrüster und die Medizintechnik als Gewinner, mittelfristig hofft er auf mehr nationale und europäische Anbieter von Gütern der Grundversorgung, da sich in der Krise auch Grenzen der Globalisierung gezeigt hätten. „Davon werden wir in der Leasingbranche alle profitieren, wenn auch noch nicht in diesem Jahr.“

Zu den Verlierern werde die internationale Logistik gehören. Die Commerz Real Mobilienleasing verwaltet ein Vermögen von derzeit etwa 4,8 Mrd. Euro. Mit einem Neugeschäft von knapp 1,1 Mrd. Euro (2019) liegt ihr Marktanteil am deutschen Mobilienleasingmarkt bei 1,6 % (s. Grafik). Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass etwa zwei Drittel des Marktes auf Autos entfallen. Dieses Massengeschäft mache die Commerz Real nicht, betonte Halstrick. Bei dem für die Gesellschaft relevanten Segment der Ma­schinen, Anlagen und Nutzfahrzeuge beziffert sie ihren Marktanteil bezogen auf die herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften auf rund 10 %.

Größter Wettbewerber

Größter Wettbewerber unter den bankenabhängigen Gesellschaften ist die zum Sparkassensektor gehörende Deutsche Leasing. Die Commerz Real Mobilienleasing nutzt als Vertriebskanal überwiegend die Commerzbank und wendet sich dort ausschließlich an Firmenkunden aller Branchen. „Bis vor zwei Jahren waren das ausschließlich große Un­ternehmen, bei denen die durchschnittliche Vertragsgröße zwischen 200 000 und 300 000 Euro lag.“
Gerne werden aber auch Großanlagen mit einem Gesamtinvestitionswert von 50 Mill. Euro und mehr zum Bei­spiel für Druckmaschinen oder ein ganzes Schienenverkehr-Portfolio finanziert. ,,In diesen Größen gibt es nur ganz wenige Wettbewerber.‘‘ Dazu dürften die Deutsche Leasing und Unicredit Leasing gehören.

Seit zwei Jahren spricht Halstrick mit seinen 150 Mitarbeitern aber auch kleine Gewerbetreibende mit Leasingobjekten ab 5 000 Euro an. Im „Mobilienleasing 4.0“ sind die Prozesse stark digitalisiert. Die Antrags- und Vertragserstellung läuft komplett online. „Nach der Beratung gibt der Kundenberater der Commerzbank das Geschäft mit wenigen Klicks am Bildschirm komplett ein, es wird dann bei uns zu 80 bis 90 % automatisiert abgewickelt.“ Die durchschnittliche Ticketgröße in diesem kleineren Segment lag in den vergangenen zwei Jahren bei rund 50 000 Euro.

Ab Juni dieses Jahres sollen dann alle Kunden ihre Leasinganfrage selbständig auf der Commerz-Real-Homepage und später auch auf den Produktseiten der Commerzbank eingeben und kalkulieren können. „Dem Kunden wird dann in der ersten Aufbaustufe ein Vertragsentwurf zugesandt, ab 2021 soll das dann weitgehend automatisiert über die Online-Strecke erfolgen.“

Markt kennenlernen

Es gehe zunächst aber immer noch darum, diesen Markt kennenzulernen. ,,Denn wir wollen nicht ins Massengeschäft zum Beispiel für Kleinstgeräte wie Kopierer vorstoßen.‘‘ Da­für gebe es viele spezialisierte Gesellschaften. Für Commerz Real Mobilienleasing ist das Online-Angebot der erste Direktkanalvertriebsweg. „Das muss alles gut mit der Bank abgestimmt sein. Wir wollen keine Konkurrenz etwa zu den Ratenkreditprodukten sein, sondern eine Ergänzung.“

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